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04.07.2002  
 

Ein Tag für den Kirchenreformer



Akademie erinnert an Ignaz Heinrich von Wessenberg - Vor 200 Jahren geistliche Regentschaft im Bistum übernommen

Mit seinen kirchenreformerischen Vorstößen handelte er sich die Kritik ein, er wende sich von den Traditionen der katholischen Kirche ab. Ignaz Heinrich Freiherr von Wessenberg (1774 bis 1860) war in seiner Zeit eine umstrittene Persönlichkeit. Als Generalvikar und letzter Bistumsverweser in Konstanz reformierte er die Priesterfortbildung und wandelte die Liturgie zu allgemeiner Verständlichkeit. Beim Wessenberg-Tag am Sonntag, 7.Juli, erinnert die Wessenberg-Akademie an die Übernahme der geistlichen Regentschaft im Bistum durch den Reformer vor 200 Jahren.
Der Internationale Bodenseeclub beteiligt sich an der Veranstaltung. Unter anderem spricht während des Gedächtnistags Peter Heinrich von Wessenberg, der vierfache Urgroßneffe von Ignaz Heinrich.
Die im schweizerischen Aargau gegründete Akademie, die Informationen über die Wessenberg-Forschung zusammentragen und weitergeben möchte, hält am Wessenberg-Tag ihre erste Sitzung ab. Der öffentliche Gedenktag beginnt um 11 Uhr mit einer Ausstellungseröffnung in der Galerie des Wessenberghauses. Zu sehen sind Bilder von Pierre Maria von Wessenberg, dem Urgroßneffen von Ignaz Heinrich. Überschrieben sind die Werke mit "Skizzen einer Lebensreise". Pierre Maria nennt sich der erste schreibende und malende Wessenberg. Sein berühmter Vorfahre publizierte als Dichter. In einer öffentlichen Abendveranstaltung ab 20 Uhr im Wolkensteinsaal im Kulturzentrum am Münster trägt Peter Heinrich von Wessenberg familiäre Geschichten vor. Überschrieben sind sie mit "Damen in pittoresken Gewändern".
Die Akademie will am Sonntag eine erste Bilanz ihrer Wessenberg-Forschung ziehen und über die künftigen Themenschwerpunkte beraten. Die Akademie stellt ihre Aktivitäten in "Der Wessenberg" dar, einem historischen Literaturanzeiger. Für eine Sonderausgabe zum Wessenberg-Tag haben Kultur-Bürgermeister Horst Maas und die Leiter von Vermächtniseinrichtungen Wessenbergs Grußworte geschrieben. Der privat in der Kunstförderung engagierte Ignaz Heinrich von Wessenberg hat der Stadt das Wessenberghaus, die Wessenbergbibliothek mit 46000 Bänden und eine umfangreiche Gemäldesammlung hinterlassen. Mit seinem Vermögen legte er den Grundstein für die Wessenbergsche Gedächtnisstiftung, aus der in früheren Zeiten ein Heim für schwer erziehbare Mädchen finanziert wurde.
Der Kirchenreformer Wessenberg gilt Altkatholiken als Vorbild. Rom war das Wirken des Mannes, der auch ungetaufte Kinder beerdigen ließ, suspekt. 1814 wurde Wessenberg als Generalvikar abgesetzt, allerdings vom Konstanzer Domkapitel zum Kapitelvikar gewählt. Wessenberg wurde dank machtpolitisch günstiger Konstellationen sogar noch Verweser des Bistums Konstanz. Im Jahr 1827 wurde es aufgelöst. (rin)


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