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Die Botschaft

Zurzacher Volksblatt-Regionalzeitung für das Zurzibiet und angrenzende Gemeinden

Nr. 78

Montag, 7. Juli 2003

 
Eine ungewohnte Vernissage durchgeführt

 

Die Herren von Wessenberg und Dörflingers <<BilderFindung>>

 

ZURZACH (zk)- Die Zusammenhänge sind auf Anhieb nur schwer erkennbar und haben deshalb Erklärungsbedarf. Warum ist zur Buchpräsentation des Konstanzers Johannes Dörflinger in die Buchhandlung Hübscher nach Zurzach eingeladen worden?

 

Ausgangspunkt ist der Wessenberg, dieser idyllische, sanfte Hügel zwischen Mandach und Hottwil. Auf seiner Kuppe hat vor gut 50 Jahren ein älterer Bauer aus der Region mit Pickel und Schaufel nach den Überresten der Burg gegraben. Dass es sie gab, ist historisch erwiesen, und ebenso steht fest, dass dort die Adeligen von Wessenberg ihre Feudal-Herrschaft ausübten. Doch spätestens im 16. Jahrhundert muss die Burg zerfallen sein. Was der geschichtsbeflissene Bauer damals in den fünfziger Jahren zutage förderte, ist inzwischen längst wieder von der Natur vereinnahmt worden.

Wessenberg in neuer Auflage

Im Bewusstsein der Bevölkerung ist die Geschichtsträchtigkeit des Wessenbergs immer erhalten geblieben. Zur 200-Jahr-Feier des Kantons haben sich initiative Leute drangemacht, Geschichte und Legende neu zu beleben. In Österreich machten sie einen Nachfahren der Burgherren, Peter Heinrich von Wessenberg, ausfindig. Er liess sich von der Idee nicht nur begeistern, sondern trug in der Folge auch Wesentliches zur Ausgestaltung bei. Die Ausbeute davon ist ein Fest am Wessenberg. Als Zweigveranstaltung davon fand am Samstagmorgen die erwähnte Buchvernissage in Zurzach statt.

Dörflingers <<Wessenberg>>

Zum Bekanntenkreis der von Wessenbergs gehört auch der Maler Johannes Dörflinger aus Konstanz. Dieser kosmospolitische Kunstschaffende ist überall auf der Welt zu Hause. Er arbeitet in New York und London und zieht sich auch gern in sein Atelier auf der Insel Gozo bei Malta zurück. Gegenwärtig stellt Johannes Dörflinger im städtischen Museum von Engen aus.

Zu diesem Anlass ist das Buch <<BilderFindung - Tools of  Invention>> erschienen. Der Farbband enthält einen Querschnitt durch das aktuelle Schaffen des Künstlers. In einem einleitenden Kapitel geht Siegfried Gohr den künstlerischen Intentionen und Ausdrucksformen Dörflingers nach. Im Abschnitt <<Pastelle>> ist auch das Werk <<Wessenberg>> anzutreffen, ein gelb leuchtendes, sehr abstrakt gehaltenes Gebilde auf graublauem Untergrund. Figurativ empfindende Menschen aus dem Umfeld des Wessenberg werden damit auf Anhieb nicht viel anzufangen wissen. Die Erklärungen, die Peter Heinrich von Wessenberg an der Vernissage gab, könnten die Annäherung erleichtern. In der Charakterisierung des Künstlers griff er auf die Formulierung eines amerikanischen Kunstkritikers zurück. So etwa die Übersetzung:<<Der einzige Weg zu sagen, was einen Künstler als Künstler ausmacht, ist zu formulieren, was ein Künstler als Künstler eben nicht ist.>>

So kosmopolitisch der weit gereiste Künstler Johannes Dörflinger wirkt, so grenzübergreifend nahm sich auch die Vernissage-Gesellschaft in der Buchhandlung aus. Besonders stark vertreten waren die Österreicher, zu deren Delegation unter anderem auch Franz Ressl, der Bürgermeister von Purgstall in Niederösterreich gehörte. Nach dem Apéro im Innenhof brach die Gesellschaft zum eigentlichen Festanlass am Wessenberg bei Hottwil auf