.
 

 

 

 

 

 

<<<

beenden 

 

 

 

 

 

 

>>>

Schlussveranstaltung des Concours Historique: Grenzen fließen

Peter Heinrich Wessenberg stellt den Preisträger dem Publikum vor

Portrait eines Preisträgers

Der unbeschreibbare Peter Coreth in Einstellungen zur Bildung

Ein wortgewandter Kopf hat einmal gesagt: „Geschichte ist Geschichtetes“.. Nehmen wir es in unserem Fall, dann handelt es sich bei Dr. Peter Coreth, den „Johanna von Pfirt-Preisträger von 2010“ um politische, kulturelle und mentale Schichten. Wo werden diese sichtbar? An Grenzen! Wie werden sie sichtbar? In der Überwindung von Grenzen!

Die Schichten der Geschichte kann man auch Bewusstsein nennen. Aber dieses Bewusstsein, welches von einer Stufe zur anderen hochklimmt, sich emporrankt, das sucht bei Coreth einen Horizont, nicht den eigenen, sondern den, der unsere Konflikte erzeugt.

Ist Peter Coreth vollkommen frei von allen Bindungen und Verheißungen irgendeiner Ideologie oder Religion? Diese Frage ist legitim angesichts seines großen Sammelwerks, seines „Museum Humanum“. Eine Antwort kann nur er selbst geben und das tut er in seinem neuesten Buch „Weltbilder im Spiegel der Kunst“. (Hg. vom Museum Humanum 2009).

Wenn man in dem alten Gutshof von Coreth in Fratres eingelangt ist, dann stellt sich vielleicht die Frage „wie ist uns Europa verloren gegangen?“ Man sucht nach der Vielfalt der Übermittlungskanäle für die Geschichten und die Gestalten. Und überraschender Weise funktioniert hier etwas, wie in einem Hochamt wird das geistige Erbe zelebriert und gleichzeitig auf den Ursprung gebracht in permanenter Nähe von Freiheit als Basso continuo.

Bei Coreth ist man versucht die Heilkraft des tiefwurzelnden Geistes der Wahrheit zu beschwören. Und doch gehen wir rasch an Grenzen der nationalen Simplifizierungen, welche in der Vielvölkerei Mitteleuropas an seine natürlichen Schranken stieß. Dass die Siebenbürger Sachsen, die Donauschwaben, die Elsässer von bestimmten Zäsuren der Politik an eine andere Geschichte zu erzählen begannen, zu berichten hatten, das ist gerade hier am südmährischen Ufer der Thaya besonders klar ersichtlich. Das ist schweres Erbe, welches Coreth - frei schwebender Geist - zu tragen bereit ist und er nimmt einen langen Abschied mit einem reflektierten hermeneutischen Schlüssel, worin Aussagen aus verschiedenen Jahrhunderten und unterschiedlichen Kulturen nebeneinander stehen bleiben ohne die Spuren von deren allmählicher Verfertigung zu vernichten. Coreth steht mit seinem Kopf in der Zukunft und rennt mit ihm permanent gegen die Wände der Denkfaulheit, manchmal mit Skepsis, öfter mit Bedacht.

In Fratres weiß man sofort, dass handelnde Personen aus dem sogenannten „Altreich“, den habsburgischen Erblanden kamen, den Ländern von der böhmischen Krone oder vielleicht aus Ungarn. Doch es wäre nicht Peter Coreth, wenn er aus diesem Ansatz zu positiven Bildern, zu affirmativen Texten, kulturell und politisch liefert. Den schauerlichen Beschwörungen des Völkergemisches der alten Monarchie, Peter Sloterdijk würde in diesem Zusammenhang von semi-depressiven Konstruktionen sprechen, gibt Coreth eine Chance in der Wirklichkeit von kulturellen Leistungen heute und vor Ort, in Fratres. Damit ist nicht Pathosvernichtung gemeint, aber ein Ritt auf der Grenze zwischen Geist und Tat. Diese Grenze muss man akzeptieren und das weiß Coreth instinktiv. Er ist kein Freund von Philosophen-Königen, Literatur-Päpstinnen, er ist für den Tagespendler (englisch straddler), den die Überzeugung  nicht verlassen hat, dass wir die menschlichen Dinge mit immer neuen Versuchen und Irrtümern voranbringen können. Ralf Dahrendorf sagte: „Opportunity und Diversity, Chancen für alle in der bunten Vielfalt des Daseins. So etwas schwebt mir vor!“  Ist das nicht auch so bei Peter Coreth? Niemand weiß es so gut wie er, denn oft suchte er einen „richtigen Abstoßpunkt nach Europa“ wie man von Stefan Zweig weiß!

Paul Celan sagte einmal: „ Die Königreiche Galizien und Ladomerien mit dem Großherzogtum Krakau sind Gegenden in denen Menschen und Bücher lebten!“ Diese Sehnsucht ausgeweitet auf Bilder und Artefakte und mehr, das ist der Humus vom Leben des Peter Coreth und es soll abschließend nicht von der Sensationshistorie geschrieben werden, die oft zu wenig intellektuelle Spannkraft hat und sehr fremdbestimmt ist, aber es ist eine Sensation wenn durch die Kulturbrücke Fratres und das Museum Humanum die Aufgabe der Geschichte erfüllt ist, nämlich aufzuklären, die Menschen durch Wissen vorsichtiger und selbstständiger zu machen und ganz zum Schluss mit einem Zitat aus Karl-Markus Gauß zu Ilma Rakusas Erinnerungsbuch „Mehr Meer“ im Standard vom 13. Februar des Jahres „Der Körper der Heranwachsenden, der Frau wird den familiären Gedächtnisspeicher später geradezu vegetativ aktivieren, denn alles was mit der Legende ihrer Familie zusammenhängt und in den mythischen Osten Europas führt, verspürt er als inneres Beben, als Unruhe, als drängendes Begehren, aufzubrechen und sich auf den Weg zu machen.....“

Das Meer Peter Coreth´s liegt im Mehr von Peter Coreth.