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Wissenschaftliches Vorhaben zur Erschließung des brieflichen Nachlasses des
Freiherrn Ignaz Heinrich von Wessenberg (1774-1860)


"Die Wessenberg-Korrespondenz ist ein Schlüssel zu einer ganzen Epoche
süddeutscher und darüber hinaus deutscher Geschichte" (Kurt Aland).


Ziel des Vorhabens ist die EDV-gestützte Erschließung des brieflichen Nachlasses des Freiherrn Ignaz Heinrich von Wessenberg und die Publikation der Daten im Internet. Damit stünde ein Hilfsmittel zur Verfügung, das der Forschung über Wessenberg - über den eine Biographie noch immer aussteht - gewiss neue Impulse verliehe.

Die große Bedeutung der Korrespondenz beruht hauptsächlich auf der Persönlichkeit Wessenbergs, der seine kirchlichen und sonstigen Ämter - von1802 bis 1827 amtierte er als letzter Generalvikar und Verweser des Bistums Konstanz - mit hohem Engagement und umfassendem Interesse für die Fragen seiner Zeit ausübte. Von besonderem Wert ist der Nachlass ferner durch seinen enormen Umfang von nahezu 18 000 Briefen, durch den politischen, kirchlichen und wissenschaftlichen Rang der Korrespondenzpartner und schließlich durch die Dichte der Korrespondenz mit Pfarrern und sonstigen Angehörigen der Diözese Konstanz.

Die Briefe liegen ganz überwiegend im Stadtarchiv Konstanz; kleinere Teilbestände befinden sich in der Universitätsbibliothek Heidelberg und in der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart.

Da an eine Edition des umfangreichen brieflichen Nachlasses Wessenbergs in absehbarer Zeit nicht zu denken ist und eine Teiledition stets die im Grunde nicht lösbare Frage nach den Auswahlkriterien aufwirft – wenngleich der oben zitierte Aland sowie zuletzt einige Schweizer Wissenschaftler in dieser Hinsicht Vorbildliches geleistet haben -, erscheinen andere Wegegeboten, um den reichen Quellenbestand der Forschung besser zugänglich zumachen.

Die hier vorgeschlagene EDV-gestützte Erfassung der Wessenberg-Korrespondenz und ihre Verfügbarkeit über das Internet bieten eine allgemein zugängliche, präzise Übersicht über den Nachlass und ermöglichen so eine leichtere Benutzung der Briefe an allen drei Aufbewahrungsorten. Die äußeren Daten der Briefe, mit denen jeder Brief eindeutig zu identifizieren ist (Absender; Empfänger; Ausstellungsort; Datum; falls bereits publiziert: Angabe des Druckorts), sollen mit Hilfe einer Archivsoftware erfasst, zusammengeführt und im Internet zur Verfügung gestellt werden.

Zwar liegen bereits ältere Behelfe vor, doch deren Qualität und Verlässlichkeit lassen sehr zu wünschen übrig: Viele der in den Verzeichnissen aufgeführten Briefe fehlen, während andre vorhandene nicht  aufscheinen. Zudem finden sich zahlreiche als "anonym" bezeichnete Briefe, bei denen aber "nur" die Absender bislang nicht ermittelt werden konnten. Schließlich sind bei nicht wenigen Briefen die äußeren Angaben fehlerhaft, kryptisch oder fehlen überhaupt, etwa Absender, Adressat oder Datum. Diese Angaben müssen - und darin besteht der wichtigste Teil der wissenschaftlichen Tätigkeit - aus anderen Briefen Wessenbergs oder mit Hilfe sonstiger Mittel erschlossen werden.

Dr. Christine Roll , Konstanz